Ein Tiny House ist ein winziges Haus, ist ein Wohnhaus und damit baugenehmigungspflichtig.
In einigen deutschen Regionen birgt das allerdings besondere Risiken, weil es regelmäßig zu Erdbeben kommen kann. Diese mögen sicherlich nicht so verheerend wie in anderen Regionen der Welt sein, und doch kann auch ein mittleres Erdbeben der Stufe 4 erhebliche Schäden an Gebäuden hervorrufen.
Deshalb wurden spezielle Regionen in Deutschland in sogenannte Erdbebenzonen von 0 bis 3 eingeteilt. Je höher die Zone ist, desto höher ist das Erdbebenrisiko.
Wer in solchen Regionen ein Wohngebäude errichten möchte, benötigt eine spezielle Erdbebenstatik, mit der nachgewiesen werden muss, dass das Haus auch tatsächlich den zu erwartenden Erschütterungen standhalten kann.
Das gilt selbstverständlich auch für kleine und winzige Häuser.
Doch damit nicht genug: Der Bauvorlageberechtigte muss nicht nur eine durch einen staatlich anerkannten Baustatiker erstellte Erdbebenstatik einreichen, sie muss auch noch einmal von einem speziellen Prüf-Statiker geprüft werden.
Unabhängig von dem sicherlich nachvollziehbaren Sicherheitsaspekt verteuert dieser Umstand jedes Bauvorhaben nicht unerheblich. So kann eine Erdbebenstatik für ein Tiny House durchaus mit 5-6000,00 € zu Buche schlagen. Der Prüf-Statiker wird noch einmal 2-3.000,00 € verlangen.
Grundsätzlich gilt allerdings, dass klassische Holzhäuser kaum eine Chance haben, überhaupt eine Erdbebenstatik zu erhalten. Unsere Rolling Tiny Houses werden allerdings mit einem speziellen Sicherheits-Stahlrahmen gebaut, für den wir bereits als erster Tiny House Anbieter eine Karosseriestatik für den Betrieb auf der Straße bis 80 km/h erhalten haben. Und eigentlich sind die Erschütterungen im Straßenbetrieb nicht sehr viel anders als bei einem Erdbeben, – nur dass ein Erdbeben lediglich ein paar Sekunden und ein Transport auf der Straße durchaus Stunden dauern kann.
Und natürlich wollten wir bei den ersten Bauanträgen in einem Erdbebengebiet gerne unsere Karosseriestatik einreichen, aber leider beharrten die zuständigen Bauämter darauf, dass auf der Statik nicht „dynamischer Festigkeitsnachweis“ sondern „Erdbebenstatik“ stehen soll. Also schmunzelten unsere Statiker nur leicht und erstellten uns eben eine Erdbebenstatik gleich für die höchste Erdbebenzone 3, – formal absolut korrekt aber vielleicht wäre manchmal Entscheidungen jenseits des Tellerrandes manchmal ganz angebracht.
Doch ganz so einfach ist das auch wieder nicht. Immerhin bestätigten uns unsere Statiker und Zimmerermeister, das so eine Erdbebenstatik für klassische Holzhäuser faktisch nicht vorstellbar sind. Fast alle Tiny Houses werden aber in Holzrahmenbauweise gebaut. Ausnahme: Unsere Rolling Tiny Houses, die eben über einen Sicherheits-Stahlrahmen verfügen.
Da wir allerdings aus dem hohen Norden Deutschlands kommen, hatten wir dieses Thema überhaupt nicht eingeplant. Nun robben wir uns langsam aber sicher in Richtung Süden und müssen feststellen, dass wir „unbeabsichtigt“ ein neues Problem lösen konnten, das offensichtlich noch kein anderer Tiny House Anbieter gelöst hat. Und gleichzeitig durften wir lernen, dass das Thema Erdbeben in Deutschland gar nicht selten ist. Der gesamte Rheingraben von Basel entlang des Rheins über Karlsruhe, Darmstadt, Mainz, Frankfurt, Koblenz, Köln und Düsseldorf ist eine einzige Erdbebenzone. Der Großraum Aachen ist besonders gefährdet. Aber auch große Teile Baden-Württembergs zählen dazu. Tübingen ist schwer betroffen. Es reicht bis nach Stuttgart und dann entlang der Donau über Ulm und Ingolstadt fast bis nach Regensburg. Der gesamte Alpenvorrand ist betroffen und auch das Erzgebirge-Vorland in Sachsen und Thüringen von Gera über Chemnitz bis Leipzig zählt dazu.
Doch damit nicht genug: Die Kosten für eine Erdbebenstatik fallen logischerweise für jedes neu geplante Tiny House an. Da wir allerdings eine Serien-Plattform nutzen, auf der jeder Kunde sein individuelles Tiny House konfiguriert, haben wir eine sogenannte Typen-Statik entwickeln lassen, die für alle unsere Rolling Tiny Houses gilt. Das bedeutet, dass ein Rolling Tiny House-Käufer nur einen kleinen Aufpreis für seine „regionale Statik“ und den erforderlichen Prüf-Statiker berappen muss. Auf diese Weise bemühen wir uns, ein Tiny-Wohnhaus auch in einer Erdbebenzone in preislich vertretbarem Rahmen zu halten.